Die Dauer von Genehmigungsverfahren im FTTx-Ausbau unterliegt starken Schwankungen. Die in diesem Radar verwendeten Zeitangaben sind daher standardisierte Branchen-Erfahrungswerte.
Es handelt sich hierbei um deutschlandweite Durchschnittswerte; je nach Bundesland, Kommune oder lokaler Auslastung der Ämter können diese Zeiten in der Praxis abweichen.
1. Die drei Zeit-Szenarien (MIN, Ø, MAX)
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MIN (Minimalzeit):
Der absolute "Best-Case". Dieses Szenario tritt nur ein, wenn alle Anträge bei Einreichung vollständig und fachlich korrekt sind, man sich proaktiv und rechtzeitig um die Antragsstellung kümmert, keine unerwarteten Probleme (z.B. bei der Abstimmung) auftreten und die zuständigen Sachbearbeiter sofort freie Kapazitäten haben.
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Ø (Durchschnitt / P50):
Der realistische Fall (P50-Median). Dieser Wert berücksichtigt übliche Rückfragen der Ämter, normale Bearitungszeiten und kleinere Verzögerungen. 50% der Verfahren in der Praxis sind schneller, 50% dauern länger. Dies ist der wichtigste Wert für Ihre Projektplanung.
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MAX (Maximale Zeit / P99):
Der "Worst-Case" (99. Perzentil). Dieser Wert tritt ein, wenn bekannte Risiken (z.B. Artenschutz, Bodendenkmal) voll durchschlagen, eingereichte Unterlagen fehlerhaft sind oder Behörden durch Personalmangel (z.B. Krankenstand) stark verzögert arbeiten. In extremen Einzelfällen kann es auch länger dauern, dies stellt jedoch einen robusten Risikowert für die Budget- und Zeitplanung dar.
2. Die Berechnungs-Logik (Parallel vs. Additiv)
Das Tool rechnet wie ein Projektplaner und unterscheidet zwei Phasen:
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Hauptverfahren (Parallel):
Alle großen, langlaufenden Genehmigungen (z.B. Naturschutz, Bahnkreuzung) sowie das gewählte Basis-Verfahren (z.B. Standortsicherung nach TKG § 127). Diese Verfahren laufen gleichzeitig. Für die Dauer zählt daher nur das Verfahren, das am längsten dauert (MAX-Prinzip).
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Nachgelagerte Verfahren (Additiv):
Dies sind Genehmigungen, die typischerweise erst nach Erhalt der Hauptgenehmigung beantragt werden können (z.B. VAO, Aufgrabeschein). Auch innerhalb dieser Gruppe laufen die Verfahren parallel zueinander. Es zählt also nur die längste Dauer aus dieser Gruppe (MAX-Prinzip).
Gesamtdauer = Maximale Dauer (Hauptverfahren) + Maximale Dauer (Nachgelagerte Verfahren)
3. Was ist ein "Blocker"?
Als "Blocker" sind in der Datenbank jene Risiken markiert, die ein Projekt erfahrungsgemäß fundamental verzögern oder (im schlimmsten Fall) stoppen können (z.B. §35 BauGB, Artenschutz, DB-Kreuzungen). Diese Einträge haben den stärksten Einfluss auf die rote Ampel.
4. Der Unterschied: [JA] vs. [VERDACHT]
Der Unterschied ist entscheidend für die Ampel-Farbe, nicht für die Zeitberechnung.
- [ JA ] (Bestätigt): Sie wissen sicher, dass dieses Risiko eintritt. Wenn es ein Blocker ist, springt die Ampel sofort auf ROT 🔴.
- [ VERDACHT ] (Unsicher): Sie sind unsicher, ob das Risiko relevant ist. Das Tool rechnet zur Sicherheit mit der vollen Zeit (MIN/Ø/MAX), aber die Ampel springt (bei Blockern) nur auf GELB 🟡 als Warnung.
5. Die Ampel-Logik
Die Ampel ist Ihr Frühwarnsystem und folgt diesen priorisierten Regeln:
- 🔴 ROT (Kritisch): Projekt in Gefahr.
Grund 1: Ein Blocker wurde mit [ JA ] bestätigt.
Grund 2: Die realistische Gesamtdauer (Ø) übersteigt 24 Monate.
- 🟡 GELB (Warnung): Erhöhte Aufmerksamkeit nötig.
(Nur wenn nicht schon Rot)
Grund 1: Ein Blocker wurde mit [ VERDACHT ] markiert.
Grund 2: Die realistische Gesamtdauer (Ø) liegt zwischen 9 und 23 Monaten.
- 🟢 GRÜN (Standard): Projekt im Standardkorridor (unter 9 Monaten Ø) und keine Blocker bekannt oder vermutet.
6. Wichtiger Hinweis
Dieses Tool dient der Erstindikation und der Sensibilisierung für mögliche Risiken. Es ersetzt keine detaillierte, fachliche Genehmigungsplanung oder eine Prüfung vor Ort durch qualifiziertes Personal. Alle Angaben ohne Gewähr.